Mittwoch, 20. Juli 2022

Buchrezension #243: Bettina Wilpert - Nichts, was uns passiert

'Nichts, was uns passiert' ist das aktuelle Buch, welches bei uns im Buchclub besprochen wird. Die Thematik hat sich eigentlich recht spannend angehört, weswegen ich für dieses Buch auch nicht ausgesetzt habe.

KLAPPENTEXT: Anna sagt, sie wurde vergewaltigt. Jonas sagt, es war einvernehmlicher Geschlechtsverkehr. Aussage steht gegen Aussage. Nach zwei Monaten nah an der Verzweiflung zeigt Anna Jonas schließlich an, doch im Freundeskreis hängt bald das Wort „Falschbeschuldigung“ in der Luft. Jonas’ und Annas Glaubwürdigkeit und ihre Freundschaften werden aufs Spiel gesetzt.


ERSTE SÄTZE: Dass es im Mai war und das er sich als Joni vorstellte, obwohl sie ihn nie so nennen würde und auch niemand sonst ihn so nannte. Vielleicht hatte sie sich verhört, sagte Anna. Sie kannte ihn schon vom sehen - Leipzig war nicht so groß. Dass es an einem Dienstag oder Mittwoch war, unter der Woche jedenfalls.


KOMMENTARE: 
"Ein wichtiges Buch darüber, wie eine Gesellschaft mit sexueller Gewalt umgeht."
-SWR-

"Jede Wette: Dieses Debüt ist der Start zu einer Schriftstellerlaufbahn, die den Namen verdient."
-Die ZEIT-

"In 'Nichts, was uns passiert' zeigt Bettina Wilpert, was Literatur zu leisten imstande ist."
-MDR-


Verlag: Verbrecher Verlag | Seiten: 165 | Preis: 9,99€ als eBook, 19,00€ als HC, 10,00€ als TB | Genre: Literatur | Ersterscheinungsjahr: 2019 | Originaltitel: Nichts, was uns passiert



INHALT: Anna und Jonas lernen sich in Leipzig über einen gemeinsamen Freund kennen. Zunächst begegnen sie sich eher zufällig und beginnen, über ihre politischen Ansichten und alles, was sich so in der Welt abspielt. Eines Abends treffen sie sich, beginnen zu trinken und landen im Bett.
Das gleiche spielt sich nochmal ähnlich ab, beim dritten Mal sind Anna und Jonas sehr betrunken und Anna behauptet, sie wollte keine Sex mit ihm haben und hat "Nein" gesagt. Jonas hingegen behauptet, der Sex war einvernehmlich und er habe Anna sogar gefragt, ob es ihr gefällt, was sie bejahte. 
Zu Beginn frisst Anna alles in sich hinein, doch dann vertraut sie sich ihrer Schwester Daria an, welche Anna dazu bringt, Jonas anzuzeigen. Zunächst will Anna das nicht, doch als sie Jonas zufällig wieder begegnet, stürmt sie sofort zur nächsten Polizeiwache.
Nun steht Aussagen gegen Aussage und immer mehr Menschen sympathisieren mit der einen oder anderen Partei.

MEINE MEINUNG: Die Thematik fand ich ja wirklich spannend. Generell finde ich Sexualverbrechen interessant, bin aber durch Fernsehsendungen etc. eher mit den klassischen in Kontakt gekommen (also mit Menschen, die geplant vergewaltigt werden oder bei denen die Vergewaltigung ganz klar ist). Diese Art der Vergewaltigung fand ich tatsächlich generell etwas schwer zugänglich, denn beide waren davon überzeugt, dass sie richtig gehandelt haben. Da Anna zum Zeitpunkt des Aktes so unfassbar betrunken war, dass sie lauter Blackouts hatte, wäre ich mir an ihrer Stelle tatsächlich auch nicht so sicher gewesen, ob ich wirklich "Nein" gesagt habe, eine Anzeige hätte ich dementsprechend auch nicht erstattet. Ohne die 100%ige Sicherheit wäre das mit meinem Gewissen einfach nicht zu vereinbaren.
Anna fand ich leider während des gesamten Buches absolut unsympathisch und besserwisserisch, man hatte immer wieder das Gefühl, dass sie anderen ihre meist sehr feministische Meinung aufzwängen will und von Feminismus bin ich einfach allgemein kein Fan, weil mir solche Ansichten viel zu übertrieben sind. Jonas fand ich da tatsächlich deutlich sympathischer, wobei ich auch mit seinem Charakter wenig anfangen konnte. Er wurde von Anna als arrogant betitelt, tatsächlich wirkte auf mich aber das ganze Buch ziemlich arrogant, fast so, als ob die Autorin damit zeigen möchte, wie welt- und wortgewandt sie doch ist. Der Großteil des Buches bestand aber einfach nur aus leeren Worten, viel Inhalt zu vermitteln gab es nicht. Auch der unheimlich seltsame Schreibstil sollte wohl super modern und hipp wirken, war aber einfach nur nervig und langweilig zu lesen. Auch dass jeder Abschnitt (und manche waren nur 2-3 Sätze lang, sie wechselten also manchmal wirklich schnell) schon wieder aus der Sicht einer anderen Person geschrieben war und man jedes Mal herausfinden musste, um wen es denn jetzt schon wieder geht, fand ich nervig. Weshalb die Kapitel nicht in Zahlen, sondern in Buchstaben unterteilt sind, ist mir auch schleierhaft. Warum kompliziert, wenn's auch einfach geht?
SPOILER: Das Ende war zudem absolut langweilig und nichtssagend, da fand ich sogar die knapp 160 Seiten schon zu viel.

FAZIT: Für mich deutlich zu pseudoliterarisch mit zu wenig Inhalt.




Habt ihr schon Bücher aus dem Verbrecher Verlag gelesen?


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